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Juli 2016

Deutscher Pkw-Markt im Juli 2016:

Neuzulassungen leicht rückläufig

Zwei Arbeitstage weniger lassen die Nachfrage nach neuen Pkw um knapp vier Prozent sinken. Zweistellige Zuwächse bei Ford und Fiat, große Verluste bei VW und Skoda.


Autor:
Ulrich Winzen
ulrich.winzen@gmx.de

 


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Dienstag, 02. August 2016
 


Oberhausen. Im Juli 2016 wurden 278.866 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Minus von 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Angesichts von zwei Arbeitstagen weniger ist dies ein unerwartet gutes Ergebnis. Nach sieben Monaten liegen die Neuzulassungen mit 5,4 Prozent im Plus. Die bisher erreichten 2,013 Millionen Neuzulassungen sind – ausgenommen von 2009, dem Jahr der Verschrottungsprämie – das beste Zwischenergebnis seit 15 Jahren. Der Marktanteil der Diesel-Zulassungen lag mit 47,1 Prozent leicht unterhalb des Vorjahres, aber immer noch innerhalb der Bandbreite der vergangenen fünf Jahre.

Private Zulassungen gehen weniger stark zurück

Die direkten privaten Zulassungen gingen um 3,5 Prozent zurück, die gewerblichen Neuzulassungen lagen über vier Prozent unter dem Vorjahresmonat. Mit 35,3 Prozent erreichte der Privatmarkt einen leicht höheren Anteil als im vergangenen Jahr. Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Anteil der offiziellen privaten Zulassungen allerdings immer noch leicht unter dem der ersten sieben Monate 2015.

Obwohl der Anteil der offiziellen privaten Zulassungen seit einigen Monaten nicht mehr rückläufig ist, wird weiterhin ein großer Teil der privaten Nachfrage über gewerbliche Zulassungen und anschließenden Besitzumschreibungen bedient. Die geringere Zahl an Arbeitstagen beeinflusste die Besitzumschreibungen stärker als die Neuzulassungen. Sie gingen im Juli um 8,9 Prozent zurück. Nach sieben Monaten liegen sie mit über 4,35 Millionen nur minimal unterhalb des äußerst hohen Vorjahresniveaus. Bei den Entwicklungen der Besitzumschreibungen und der privaten Neuzulassungen scheinen im Moment die Dynamiken nachzulassen, ohne dass eine Trendumkehr erkennbar wäre.

Brexit drückt Frühindikatoren nur leicht

Nachdem die Frühindikatoren in den vergangenen Monaten auf Erholungskurs waren, machte sich die Entscheidung Großbritanniens für einen Brexit negativ bemerkbar. Die Effekte waren aber in Deutschland nicht so stark wie teilweise befürchtet worden war. Der Ifo Geschäftsklima-Gesamtindex ging im Juli leicht zurück, wobei sich die Geschäftserwartungen negativ entwickelten, die Einschätzung der gegenwärtigen Lage verbesserte sich dagegen.

Die von der EU Kommission veröffentlichten Vertrauensindices zeigten im Juli eine uneinheitliche Entwicklung. Das Verbrauchervertrauen unterbrach seine Aufwärtsbewegung der vergangenen Monate, während sich der Vertrauensindex der Industrie von der Pro-Brexit Entscheidung unbeeinflusst zeigte.

Prognose für 2016 auf 3,365 Millionen erhöht

Für die nächsten Monate wird mit keiner Eintrübung der objektiven Rahmenbedingungen gerechnet. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt sieht weiterhin sehr gut aus, Auswirkungen auf das Kaufverhalten aufgrund geo- und innenpolitischer Risiken sind im Moment nicht absehbar. Ebenso sind für dieses Jahr noch keine Effekte aufgrund des beschlossenen Austritts Großbritanniens auf die Pkw-Nachfrage in Deutschland unterstellt.

Für das Gesamtjahr erwartet die Automobilwoche nun einen Anstieg der Neuzulassungen auf 3,365 Millionen Neuzulassungen (plus fünf Prozent gegenüber 2015). Für die verbleibenden fünf Monate bedeutet die ein moderates Wachstum von 4,3 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum Eine Steigerung der Pkw-Nachfrage über diese Prognose hinaus ist bei weiterhin günstigen Rahmenbedingungen durchaus möglich.

Ford und Fiat gewinnen zweistellig

Im leicht rückläufigen Gesamtmarkt gab es im Juli außergewöhnlich unterschiedliche Entwicklungen der Top zehn Marken. An führender Position, mit einem Marktanteil von über 20 Prozent, behauptete sich natürlich VW. Allerdings musste die Marke mit minus 12,6 Prozent die stärksten Rückgänge hinnehmen. Der Marktanteil ist weiterhin rückläufig und erreichte den niedrigsten Juli-Wert seit 2010.

Audi (plus 1,1 Prozent) schob sich wieder vor Mercedes (minus 5,6 Prozent). Den vierten Platz belegte überraschend Ford mit einem Plus von über zwölf Prozent. BMW fiel mit minus 3,2 Prozent auf den fünften Rang, gefolgt von Opel mit minus neun Prozent.

Auf den Plätzen sieben bis zehn befinden sich die Importmarken Skoda, Renault, Hyundai und Fiat. Letztere konnte mit plus 12,9 Prozent den Wettbewerber Seat im Juli knapp aus der Top zehn Rangliste verdrängen. Skoda bleibt trotz eines Rückgangs von über elf Prozent die mit Abstand erfolgreichste Importmarke vor Renault und Hyundai.

Importmarken erfolgreicher als deutsche Hersteller

Mit minus 1,1 Prozent waren die Importmarken vom Gesamtmarktrückgang am wenigsten betroffen. Speziell die  deutschen Volumen-Marken mussten in Summe mit minus 7,6 Prozent deutliche Verluste hinnehmen. Die momentane Schwäche von VW kann nicht vollständig durch Ford und Opel kompensiert werden. Die deutschen Premium-Marken verloren unterdurchschnittliche 2,5 Prozent.

Der bisherige Jahresverlauf zeigt die Premium-Marken als eindeutige Gewinner. Mit plus 8,7 Prozent schneiden sie nach sieben Monaten deutlich besser ab als die deutschen Volumen-Marken (plus 1,7 Prozent) und auch als die Importeure, die in Summe auf ein Plus von 6,7 Prozent und einen Marktanteil von 36,2 Prozent kommen.